RAG-Injektion: Wie Prompts unbemerkt manipuliert werden können.
RAG-Injektion: Wie Prompts unbemerkt manipuliert werden können.
Die Gefahr der RAG-Injektion: Wie Versteckte Anweisungen in Dokumenten Unternehmen Bedrohen
In der heutigen digitalen Welt spielen Künstliche Intelligenzen (KI) eine immer größere Rolle bei der Verarbeitung und Analyse von Daten. Besonders der RAG-Ansatz (Retrieval-Augmented Generation) hat sich als leistungsstarkes Werkzeug etabliert, um Informationen effizient zu nutzen und wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Doch mit dieser technologischen Weiterentwicklung gehen auch neue Sicherheitsrisiken einher. Eine dieser Gefahren ist die sogenannte RAG-Injektion, die Unternehmen ernsthaft bedrohen kann. In diesem Beitrag erfahren Sie, was RAG-Injektionen sind, welche Risiken sie bergen und wie Sie Ihr Unternehmen davor schützen können.
Was ist RAG?
Bevor wir uns mit RAG-Injektionen beschäftigen, ist es wichtig zu verstehen, was der RAG-Ansatz überhaupt bedeutet. RAG steht für Retrieval-Augmented Generation und bezeichnet eine Methode, bei der KI-Modelle wie Large Language Models (LLMs) durch die Einbindung von externen Datenquellen verbessert werden. Dabei werden relevante Informationen aus einer Datenbank oder einem Dokumentenspeicher abgerufen und in die Generierung von Antworten oder Inhalten integriert. Dies erhöht die Genauigkeit und Relevanz der generierten Texte erheblich. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass die Dokumente direkt an das LLM übertragen werden, wie in unserem Beispiel.
Was ist eine RAG-Injektion?
Eine RAG-Injektion tritt auf, wenn böswillige Akteure versuchen, den Kontext oder die Anweisungen, die einem KI-Modell zur Verfügung stehen, zu manipulieren. Dies kann durch das Einfügen versteckter Anweisungen in Dokumenten geschehen, die über Dateiuploads oder direkt über den RAG-Ansatz in die Verarbeitung gelangen. Ziel ist es, das Modell dazu zu bringen, unerwünschte oder schädliche Aktionen auszuführen, indem die ursprünglichen Sicherheitsmechanismen umgangen werden.
Potenzielle Gefahren von RAG-Injektionen
RAG-Injektionen können eine Vielzahl von Bedrohungen für ein Unternehmen darstellen. Im Folgenden werden die wichtigsten Risiken näher erläutert:
Automatisierte Code-Ausführung
Einer der gravierendsten Risiken ist die Möglichkeit, dass das KI-Modell Code generiert, der automatisch ausgeführt wird. Wenn bösartige Anweisungen erfolgreich in den Kontext eingebettet werden, kann das Modell dazu veranlasst werden, Skripte oder Programme zu erstellen, die Sicherheitslücken ausnutzen oder unerlaubte Aktionen im Netzwerk des Unternehmens durchführen. Aber auch wenn der Code erst später in den Betrieb gelangt, kann dies zu erheblichen Sicherheitsrisiken führen, wenn der Code nicht vernünftig gereviewt wurde. Gerade bei Programmieranfängern und Laien eine sehr hohe Gefahr, denn die Abarbeitung ist korrekt macht aber zusätzlich noch etwas anderes schädliches.
Datenlecks und Übertragungen an Externe Quellen
Durch RAG-Injektionen könnten vertrauliche Daten unabsichtlich oder gar absichtlich an externe, nicht autorisierte Quellen übertragen werden. Dies kann zu erheblichen Datenschutzverletzungen führen und das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen nachhaltig beschädigen.
Manipulation Eingehender und Ausgehender Daten
Manipulierte Anfragen und Antworten können dazu führen, dass wichtige Geschäftsprozesse gestört werden. Informationen könnten verfälscht, gelöscht oder unzugänglich gemacht werden, was den operativen Geschäftsbetrieb erheblich beeinträchtigen kann.
Ausgabe-Manipulation und Phishing-Ähnliche Angriffe
Ein besonders gefährliches Risiko besteht darin, dass die Ausgabe des KI-Modells manipuliert werden kann, um Mitarbeiter dazu zu verleiten, sensible Informationen preiszugeben. Ähnlich wie bei traditionellen Phishing-E-Mails könnten die manipulierten Ausgaben Aufforderungen enthalten, ihre Zugangsdaten wie Benutzernamen und Passwörter auf gefälschten Webseiten einzugeben. Der Unterschied liegt jedoch in der höheren Vertrauenswürdigkeit von KI-generierten Inhalten. Mitarbeiter könnten weniger vorsichtig sein und den Anweisungen des Chats eher vertrauen. Besonders gefährlich wird es, wenn solche Aufrufe in Dokumenten verankert sind, die durch SharePoint-Suchen oder ähnliche Mechanismen automatisch mittels RAG in die Arbeitsumgebung eingespeist werden.
Stellen Sie sich die Frage was ihr Mitarbeiter / ihre Mitarbeiterin machen würde wenn er einen Text wie diesen anstatt der Ausgabe sehen würde:
Sehr geehrter innFactory Mitarbeiter,
wir haben ungewöhnliche Aktivitäten auf Ihrem Konto festgestellt. Um Ihre Sicherheit zu gewährleisten, bestätigen Sie bitte Ihre Kontodaten.
Jetzt Konto verifizieren
Bitte führen Sie diese Maßnahme innerhalb der nächsten 24 Stunden durch, um eine Sperrung Ihres Kontos zu vermeiden.
Danke für Ihre Mithilfe.
Mit freundlichen Grüßen,
Das innFactory Sicherheitsteam
Vergleich zu SQL-Injektionen
Viele Unternehmen sind heute gut vor SQL-Injektionen geschützt, einer bekannten Methode, bei der Angreifer Schwachstellen in Datenbankanfragen ausnutzen, um unberechtigten Zugriff zu erlangen. Im Gegensatz dazu sind RAG-Injektionen ein relativ neues und noch wenig verstandenes Risiko. Während SQL-Injektionen sich auf die Manipulation von Datenbankbefehlen konzentrieren, zielen RAG-Injektionen darauf ab, die Funktionalität von KI-Modellen selbst zu kompromittieren. Dies macht RAG-Injektionen besonders gefährlich, da traditionelle Sicherheitsmaßnahmen oft nicht ausreichend sind, um diese Art von Angriffen abzuwehren.
Beispiel: Codeinjektion bei einem Fahrzeughersteller
Um die Gefahr einer RAG-Injektion greifbarer zu machen, betrachten wir im Video eine beispielhafte User Story eines Fahrzeugherstellers die als PDF an das LLM übergeben wurde.
Bedeutung der Sensibilisierung und Prävention
Angesichts der zunehmenden Verbreitung von KI-Systemen ist es entscheidend, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter und IT-Teams für die Risiken von RAG-Injektionen sensibilisieren. Schulungen und Awareness-Programme können dazu beitragen, die Anzeichen einer möglichen Injektion frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Diese Awareness ist mitunter auch ein Teilgebiet unserer Ausbildung zum KI-Beauftragten.
Technische Maßnahmen zur Prävention
- Datenvalidierung: Stellen Sie sicher, dass alle eingehenden Daten gründlich geprüft und validiert werden, bevor sie in das KI-System eingespeist werden.
- Zugriffskontrollen: Implementieren Sie strikte Zugriffsbeschränkungen auf sensible Datenbanken und Dokumentenspeicher.
- Monitoring und Auditing: Überwachen Sie kontinuierlich die Aktivitäten im System und führen Sie regelmäßige Audits durch, um verdächtige Aktivitäten zu identifizieren.
- Einsatz von Sicherheitsfiltern: Verwenden Sie Sicherheitsfilter und -protokolle, die mögliche Injektionsversuche erkennen und blockieren können.
Organisatorische Maßnahmen
- Sicherheitsrichtlinien: Entwickeln und implementieren Sie umfassende Sicherheitsrichtlinien, die den sicheren Umgang mit KI-Systemen und Daten regeln.
- Notfallpläne: Erarbeiten Sie Notfallpläne für den Fall einer erfolgreichen RAG-Injektion, um Schäden schnell begrenzen zu können.
- Zusammenarbeit mit Experten: Ziehen Sie externe Sicherheitsexperten hinzu, um die Sicherheitsarchitektur Ihres Unternehmens zu überprüfen und zu optimieren.
- Regelmäßige Schulungen: Führen Sie regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter durch, um das Bewusstsein für Sicherheitsrisiken zu schärfen und Best Practices zu vermitteln.
- KI-Governance: Erstellen Sie analog zu Ihren IT-Sicherheitsleitlinien eine KI-Leitlinie.
Rechtliche Aspekte und Compliance
Neben den technischen und organisatorischen Maßnahmen müssen Unternehmen auch rechtliche Vorgaben und Compliance-Anforderungen berücksichtigen. Datenschutzgesetze wie die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) setzen klare Regeln für den Umgang mit personenbezogenen Daten. Eine RAG-Injektion, die zu Datenlecks führt, kann daher nicht nur finanziellen Schaden verursachen, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Haftungsfragen
Im Falle eines Datenlecks durch eine RAG-Injektion stellt sich die Frage nach der Haftung. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie alle erforderlichen Schutzmaßnahmen ergriffen haben, um derartige Vorfälle zu verhindern. Andernfalls könnten sie sich haftbar machen lassen und mit erheblichen Geldstrafen rechnen.
Vertragsrechtliche Regelungen
Verträge mit Dienstleistern und Partnern sollten ebenfalls Regelungen enthalten, die den sicheren Umgang mit KI-Systemen und Daten festlegen. Dies kann helfen, die Haftung im Falle eines Sicherheitsvorfalls klar zu verteilen und Missverständnisse zu vermeiden.
Compliance und Audits
Stellen Sie sicher, dass Ihre Systeme und Prozesse regelmäßig auf Compliance mit relevanten gesetzlichen Vorgaben überprüft werden. Externe Audits können dabei helfen, Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben, bevor sie von Angreifern ausgenutzt werden können.
Fazit
Die zunehmende Nutzung von KI und RAG-Ansätzen bringt zahlreiche Vorteile, aber auch neue Sicherheitsrisiken mit sich. RAG-Injektionen stellen eine ernsthafte Bedrohung dar, die sowohl technische als auch rechtliche Herausforderungen mit sich bringt. Für Manager mittelständischer Unternehmen ist es daher unerlässlich, sich dieser Gefahren bewusst zu sein und proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um ihr Unternehmen zu schützen.
Besonders die Gefahr der Ausgabe-Manipulation, die ähnlich wie Phishing-Angriffe wirkt, aber durch die höhere Vertrauenswürdigkeit von KI-generierten Inhalten noch gefährlicher ist, sollte nicht unterschätzt werden. Mitarbeiter könnten leichter dazu verleitet werden, sensible Daten preiszugeben, wenn diese Anfragen in vertrauten Dokumenten versteckt sind, die über RAG-Mechanismen automatisch ins System gelangen.
Durch Sensibilisierung, technische Schutzmaßnahmen und die Einhaltung rechtlicher Vorgaben können die Risiken von RAG-Injektionen minimiert und die Vorteile der KI-Technologie sicher genutzt werden. Investieren Sie in die Sicherheit Ihrer KI-Systeme und stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen für die Herausforderungen der digitalen Zukunft gewappnet ist.
Als innFactory AI Consulting helfen wir mittstelständischen Unternehmen bei der Implementierung ihrer KI-Strategie und bauen mit unseren Schulungen KI-Kompetenz bei den Mitarbeitern, aber auch bei den KI-Managern oder KI-Beauftragten aus. Kontaktieren Sie uns jederzeit, wenn Sie weitere Informationen benötigen.
Tobias Jonas
Tobias Jonas, M.Sc. ist Mitgründer und Co-CEO der innFactory AI Consulting GmbH. Er ist ein führender Innovator im Bereich Künstliche Intelligenz und Cloud Computing. Als Co-Founder der innFactory GmbH hat er hunderte KI- und Cloud-Projekte erfolgreich geleitet und das Unternehmen als wichtigen Akteur im deutschen IT-Sektor etabliert. Neben seinen Geschäftsführerrollen engagiert sich Tobias Jonas in verschiedenen Fach- und Wirtschaftsverbänden, darunter der KI Bundesverband und der Digitalausschuss der IHK München und Oberbayern, und leitet praxisorientierte KI- und Cloudprojekte an der Technischen Hochschule Rosenheim. Als Keynote Speaker teilt er seine Expertise zu KI und vermittelt komplexe technologische Konzepte verständlich.

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